Nachhaltigkeits-
verständnis
Der H&R-Konzern ist sich seiner Rolle in der Gesellschaft und der daraus resultierenden Verantwortung bewusst. Er bewegt sich in einem ständig wachsenden regulatorischen Rahmen und nutzt dennoch die Möglichkeiten zur eigenen Entfaltung, um einen Ausgleich zwischen Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft voranzutreiben.
Berichtsprofil und Umfeld des
H&R-Konzerns
Berichtsprofil und Umfeld
Dieser nichtfinanzielle Bericht (NfB) des H&R-Konzerns enthält gemäß § 289b-e HGB i.V.m. § 315b-c HGB und Art.8 EU-Taxonomie-Verordnung (2020/852) Angaben zu wesentlichen nichtfinanziellen Aspekten unserer Geschäftstätigkeit in den Bereichen Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelange, Achtung der Menschenrechte und Korruptionsbekämpfung. Der Nichtfinanzielle Bericht wurde für 2021 erstmalig einer freiwilligen Prüfung mit begrenzter Sicherheit gemäß ISAE 3000 unterzogen.
Gesetzliche Anforderungen und Rahmensetzung
Für die Erstellung des NfB wurde kein internationales Rahmenwerk angewendet, da sich die Nachhaltigkeitsberichterstattung des H&R-Konzerns noch im Aufbau befindet. Für das Geschäftsjahr 2021 war es uns daher noch nicht möglich, zu sämtlichen wesentlichen Themen vollständige globale Kennzahlen zu erheben. Die Berichterstattung führt dennoch zu einem repräsentativen Konzernblick: Durch die Einbeziehung der beiden deutschen Raffineriestandorte ist eine umfangreiche Berücksichtigung wesentlicher Treiber für unsere maßgeblichen, auch für die Nachhaltigkeitsstrategie relevanten, Kennzahlen gesichert.

Geschäftsmodell und Strategie
der H&R KGaA
Für eine detaillierte Darstellung des Geschäftszwecks, der Märkte und der Konzernstruktur verweisen wir auf denKonzernlagebericht 2021.
Mithilfe moderner Raffinerien und Verfahrenstechniken gewinnen wir aus Kohlenwasserstoffen mehr als 800 chemisch-pharmazeutische Spezialprodukte wie z.B. kennzeichnungsfreie Prozessöle, Weißöle oder Paraffine. Präzisionskunststoffteile runden unser Angebot ab. Unsere Erzeugnisse sind Bausteine in den Prozessen und Produkten zahlreicher Branchen, beispielsweise der Automobilindustrie. Über ein organisch gewachsenes Netzwerk produzieren und vertreiben wir unsere Erzeugnisse heute weltweit. Wir setzen sowohl auf eigene Weiterverarbeitungsanlagen und Vertriebseinheiten als auch auf Produktionspartnerschaften.
Insgesamt besteht der Konzern aus 47 Tochtergesellschaften. Er ist hinsichtlich der Segmente ChemPharm Refining und ChemPharm Sales in Produktionsstandorte (Deutschland), Weiterverarbeitungsstandorte (England, Niederlande, Japan, Singapur, Malaysia, China, Thailand, Indonesien, Südafrika) und Vertriebsstandorte (Indien, Vietnam, Australien, USA, Brasilien) unterteilt. Im Segment Kunststoffe betreiben wir Produktionsstandorte in Deutschland, Tschechien und China.
Als global agierender Konzern stehen wir nicht nur generell im Wettbewerb mit anderen Marktteilnehmern, sondern müssen uns zugleich auch unterschiedlichen globalwirtschaftlichen Faktoren stellen. Hierzu zählen unterschiedliche wirtschaftspolitische Systeme ebenso wie kulturelle Besonderheiten oder regionale Herausforderungen an unser Handeln und unsere Produkte, die der H&R-Konzern in seiner strategischen Ausrichtung adressieren muss. Den Kern der Bestrebungen nehmen die deutschen Raffineriestandorte ein. Sie sind zum einen die größten Einheiten innerhalb des H&R-Konzerns. Der ganz überwiegende Teil der über das Segment ChemPharmRefining deutschlandweit und über das Segment ChemPharm Sales global abgesetzten Hauptprodukte wird in diesen beiden Standorten erzeugt. Sie haben damit vor allem als Lieferanten für die Versorgung unseres konzernweiten Vertriebs- und Weiterverarbeitungsnetzwerks mit chemisch-pharmazeutischen Produkten und Rohstoffen wesentliche Bedeutung. Zugleich sind sie die Haupttreiber hinsichtlich des Konzernenergiebedarfs und der Emissionen. Aus Konzernsicht stehen daher die beiden Produktionsstandorte Hamburg und Salzbergen im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie im Vordergrund.
EU-Taxonomie-Verordnung und
taxonomiefähige Tätigkeiten
Die Verordnung (EU) 2020/852 des Europäischen Parlaments und des Rates vom Juni 2020 über die Einrichtung eines Rahmens zur Erleichterung nachhaltiger Investitionen und zur Änderung der Verordnung (EU) 2019/2088 definiert zum einen Vorgaben für nachhaltige Investitionen und regelt zum anderen deren Offenlegung. Sie enthält Kriterien zur Bestimmung, ob eine Wirtschaftstätigkeit als ökologisch nachhaltig einzustufen ist, um damit den Grad der ökologischen Nachhaltigkeit einer Investition ermitteln zu können. Mit der EU-Taxonomie-Verordnung werden Finanzmarktteilnehmer und Konzerne, die der nichtfinanziellen Berichterstattung unterliegen, verpflichtet, Angaben darüber aufnehmen, wie und in welchem Umfang die Tätigkeiten des Unternehmens mit ökologisch nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten verbunden sind.

Nachhaltigkeitsverständnis und wesentliche Themen des H&R-Konzerns –
Ein Konzern mit Verantwortung
Als inhabergeführte Unternehmensgruppe bildet nachhaltiges Denken ein grundlegendes Fundament unserer Unternehmenspolitik. Wir sind überzeugt, dass Fortschritte, die der Konzern hinsichtlich Qualitätsmanagement, Sicherheit, Umwelt- und Gesundheitsschutz sowie Compliance erreicht, nicht nur die Reputation erhöhen, sondern auch die Wirtschaftlichkeit und damit die Steigerung des Unternehmenswertes sowie die Zukunftsfähigkeit nachhaltig sichern.
Diese Überzeugung wird in unserem Leitsatz „Öl ist zumVerbrennen viel zu schade!“ deutlich, mit dem wir uns dazu bekennen, sinnvoll mit endlichen Ressourcen umzugehen. Gleichzeitig nehmen wir unsere Verantwortung als Arbeitgeber wahr und räumen der Sicherheit und der Förderung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine hohe Priorität ein. Im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes sehen wir auch in der Man- und Brain-Power unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine wertvolle Ressource.
Diese Aspekte kombinieren wir mit dem Anspruch, unsere Produktionsprozesse und die begleitenden Dienstleistungen fehlerfrei zu steuern und kontinuierlich zu verbessern. Verankert ist dies in unserer Unternehmenspolitik, die für alle interessierten Kreise auf unserer Unternehmenswebsite einsehbar ist.
Konzeptionell zur Seite steht uns zudem unser Integriertes Managementsystem (IMS), das alle Prozesse im Konzerns umfasst und deren Abläufe beschreibt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des H&R-Konzerns steht das Handbuch zum Integrierten Managementsystem sowohl als Vollversion über das Intranet als auch in Auszügen über unser Schulungssystem zur Verfügung. Auf diese Weise können wir das Bewusstsein für die Wichtigkeit einer einwandfreien Ausgangsqualität unserer Produkte sicherstellen und damit unser Qualitätsziel erfüllen: dem Verbraucher hochwertige und sichere Produkte anzubieten.
Das IMS berücksichtigt gleichrangig die Aspekte des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, des Umweltschutzes sowie Qualitätsanforderungen, die sich aus den Anforderungen der international anerkannten Zertifizierungen ISO 9001, ISO1400, ISO 5001, ISO 50001, OHSAS18001, ISO17025, ISO14067, ISO/TS16949 sowie IATF16949 ergeben. Das Integrierte Management als solches wird nicht gesondert zertifiziert, da die jeweiligen Bestandteile des IMS für sich (intern/extern) geprüft und (extern) entsprechend der jeweiligen ISO-Normen zertifiziert werden.
Nicht alle unsere Konzerngesellschaften sind nach allen ISO-Normen zertifiziert. Fordert ein Kunde die Zertifizierung nach einer bestimmten Norm, so wird diese Zertifizierung vorgenommen. Sämtliche konzernweit gehaltenen Zertifizierungen werden in einer Datei erfasst. Ergeben sich aus der Zertifizierung weitere bzw. regelmäßig wiederkehrende Pflichten, so werden diese in einem sogenannten Management-Review erfasst und in regelmäßigen Abständen von den Geschäftsführungen der betroffenen Tochtergesellschaften an die Konzernführung gemeldet.
Gleichzeitig ist Nachhaltigkeit seit dem Jahreswechsel 2021/22 in der Organisation des Konzerns neu verankert: Zur Erreichung des strategischen Nachhaltigkeitsziels haben wir die Funktion eines Transformationsmanagers eingeführt. Er koordiniert den beabsichtigten Wandel der für den Gesamtkonzern bedeutsamen beiden Raffineriestandorte H&R Ölwerke Schindler GmbH und H&R Chemisch-Pharmazeutische Spezialitäten GmbH hin zu mehr erneuerbaren Rohstoffquellen wesentlich. Dabei unterstützt ihn ein Kernteam, zu dem neben der übergeordneten Raffinerieleitung auch Vertreter des globalen Produktmanagements gehören. Die Übersicht über den Konzern wird zudem durch die direkte Beteiligung der Konzerngeschäftsführung gewahrt. Gemeinsam treffen sie die Auswahl der noch zu definierenden Zwischenziele und verifizieren das bereits auf diesem Weg Erreichte.

Achtung von
Menschenrechten
Zu unserer Compliance auf Basis des Verhaltenskodex gehört die Einhaltung von anerkannten Menschenrechten an unseren Standorten sowie in unseren Geschäftsbeziehungen. Dies beinhaltet vor allem den Schutz der persönlichen Würde und der Privatsphäre jedes Einzelnen. Zudem erkennen wir die Rechte auf Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und/oder Geschäftspartnern an. Die Einhaltung von Menschenrechten ist in unserem Verhaltenskodex und in unserer Unternehmenspolitik festgeschrieben.
Um auch in unserer Lieferkette sicherzustellen, dass Menschenrechte beachtet werden, sind sowohl unsere Unternehmenspolitik als auch ein separater Lieferantenkodex Bestandteil der Vertragswerke mit unseren Lieferanten. Wenn ein Lieferant einen Subunternehmer beauftragt, hat er sicherzustellen, dass dieser alle Verpflichtungen kennt und einhält, die unser Lieferant mit uns eingegangen ist. Eine Überprüfung dieser Themen findet nicht explizit statt, es erfolgen jedoch generelle Lieferanten audits durch die zuständigen Fachabteilungen bzw. Gesellschaften.

Bekämpfung von Korruption
und Bestechung
Der H&R-Konzern hat sich zum Ziel gesetzt, im geschäftlichen Umgang redlich und unbestechlich aufzutreten. Zur Erreichung dieses Ziels messen wir dem korrekten Umgang mit Geschäftspartnern, Kunden und Behörden eine große Bedeutung bei und räumen der Bekämpfung von Korruption und Bestechung daher eine zentrale Stellung in unserem Compliance Management System und in unserem Verhaltenskodex ein. Letzterer legt klar fest, dass Vergabeentscheidungen ausschließlich aufgrund einer Leistungsbewertung erfolgen. Entsprechend streben wir wirtschaftlichen Erfolg durch die Qualität unserer Leistung an und dulden keine Form der Korruption oder sonstige unlautere Geschäftspraktiken, die zu einer Vorteilsgewinnung führen könnten. Daher enthält der Verhaltenskodex auch eindeutige Regelungen zu u.a. der Gewährung oder Annahme von Vergünstigungen oder Geschenken, der Teilnahme an vorwiegend nicht geschäftlichen Veranstaltungen oder Sponsoring.
Die wichtigste Maßnahme zur Sicherstellung von Ziel und Konzept sehen wir in unserem konzernweiten Schulungssystem, das im Rahmen der Unterweisung unsere Beschäftigten zumT hema Korruption schult. Darüber hinaus können sie sich in Zweifelsfällen jederzeit an den Compliance-Manager, ihren Vorgesetzten oder die Geschäftsführung wenden. Die Meldung kann direkt oder über ein anonymes Whistleblowersystem erfolgen. Zudem erfolgt eine quartärliche Abfrage des Risikoinventars aller konzernweiten Standorte, in deren Zuge die Geschäftsführer zu Gesetzes- und Compliancerisiken zu berichten haben. Korruptionsfälle sind im abgelaufenen Berichtsjahr nicht gemeldet worden.

Gesellschaftliches
Engagement
An seinen Standorten ist der H&R-Konzern nicht nur Unternehmen und Arbeitgeber, sondern auch Nachbar. Wir sehen uns an unseren Unternehmensstandorten als Bestandteil der gesellschaftlichen Strukturen und verfolgen das Ziel, ein verantwortungsvoller und engagierter Partner zu sein.
Ein übergeordnetes konzernweites Konzept hinsichtlich des sozialen Engagements verfolgt der H&R-Konzern bislang nicht, da wir der Auffassung sind, dass individuelle Ansätze unserer Internationalität und den lokalen Erfordernissen bei Bedarf am besten gerecht werden können. Entsprechend nehmen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung ernst und greifen dabei auf eine Vielzahl von Maßnahmen zurück:
Anregungen und Beschwerden aus der Bevölkerung gehen wir entsprechend nach, die Abhilfe erfolgt zumeist direkt und unbürokratisch. Darüber hinaus hat sich der H&R-Konzern zum Ziel gesetzt, an den Standorten mit regelmäßigenVeranstaltungen wie dem „Tag der offenen Tür“ oder ganz konkret in Hamburg im Zuge der „Langen Nacht der Industrie“präsent zu sein und so den wichtigen Dialog mit interessierten Bürgern zu führen. Im Zuge der COVID-19-Pandemie mussten solche Veranstaltungen im Jahr 2021zurückstehen.
Soziale Aktivitäten führen unsere Standorte in Eigenverantwortung, angepasst an die länderspezifischen Gegebenheiten, durch. In Deutschland unterhalten wir z.B. die Landmann-Stiftung, mit der mit einem Umfang von EUR 12.000 Studentinnen und Studenten in unseren Fachrichtungen (Chemie bzw. Ingenieurwissenschaften) mit je EUR 3.000 bis EUR 4.000 im Jahr gefördert werden.
Darüber hinaus engagiert sich der H&R-Konzern anlassbezogen im Bereich der Sport- und Jugendförderung und unterstützt verschiedene Einrichtungen. Besonders stolz sind wir auf viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich an den Standorten freiwillig und ehrenamtlich einsetzen, sei es kirchlich, sozialpolitisch oder nachbarschaftlich. Sie bewegen vor allem dort etwas, wo nicht allein finanzielle Mittel, sondern auch helfende Hände gefragt sind. H&R unterstützt diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in dem wir deren Planungen bei der Aufstellung unserer Schicht-, Arbeits- und Urlaubspläne vorrangig berücksichtigen.